Archäologische Ausgrabungen in Rhade abgeschlossen
Die archäologischen Untersuchungen im Neubaugebiet Klever Straße / Lembecker Straße in Rhade (Bebauungsplan 265) sind nach rund 40 Tagen erfolgreich abgeschlossen.
Die von der Wirtschaftsförderung in Dorsten GmbH (WINDOR) beauftragte Fachfirma Eggenstein Exca GmbH aus Dortmund dokumentierte auf einer Fläche von rund 4.000 Quadratmetern zahlreiche bedeutende Funde.
Die Arbeiten erfolgten unter fachlicher Aufsicht der LWL-Archäologie für Westfalen (LWL-AfW). Anlass waren Hinweise auf eine vorgeschichtliche Siedlung, die im Rahmen einer Voruntersuchung entdeckt worden waren. Aufgrund bereits bekannter Fundstellen in der Umgebung bestand der Verdacht, dass sich auch auf dieser Fläche Relikte früher Besiedlung finden könnten – was sich nun eindrucksvoll bestätigt hat.
Für die Ausgrabung wurde das Gelände in drei große Arbeitsschnitte unterteilt, die nacheinander geöffnet wurden. Bereits zu Beginn der Untersuchungen stießen die Archäologinnen und Archäologen unter einer rund 40 Zentimeter starken Schicht aus frühneuzeitlichem Plaggenesch auf den vollständigen Grundriss eines eisenzeitlichen Wohnstallhauses. Das etwa 25 Meter lange und 6,5 Meter breite Gebäude bestand aus rund 120 Holzpfosten. Dank der guten Erhaltung im Boden konnten sogar Spuren der ehemaligen Eingangssituation mit festgestampftem Lehm identifiziert werden. In den zugehörigen Pfosten- und Vorratsgruben fanden sich Keramikfragmente, die wichtige Hinweise auf die zeitliche Einordnung geben – vermutlich in die jüngere vorrömische Eisenzeit oder frühe römische Kaiserzeit (etwa 500 v. Chr. bis 150 n. Chr.).
Im nördlichen Bereich der Grabungsfläche entdeckte das Team zudem eine großflächige Bodenverfärbung, die zunächst Rätsel aufgab. Profilschnitte zeigten, dass es sich dabei um eine ungewöhnlich mächtige Kulturschicht handelt – also eine Bodenschicht, die größtenteils aus menschlichen Siedlungsabfällen wie Keramikscherben, Holzkohle und Tierknochen besteht.
Diese Befunde deuten auf ein langandauerndes Siedlungsgeschehen im Umfeld einer ehemaligen Wasserfläche hin. Das Material dürfte zeitlich etwa parallel oder sogar etwas älter als die Funde aus dem Hausbefund sein. Die überraschend hohe Dichte an Funden lässt darauf schließen, dass sich in diesem Bereich mehrere Häuser und eine dauerhafte Siedlungsgemeinschaft befanden.
Ein weiterer eindrucksvoller Fund ist eine etwa 1,5 Meter tiefe trichterförmige Grube, in deren Boden eine große Tonschale eingelassen war – vermutlich ein früher „Erdkühlschrank“, in dem verderbliche Lebensmittel kühl gelagert wurden. Das Gefäß konnte vollständig geborgen werden. Das Verfüllmaterial wird derzeit im Labor untersucht, um nähere Erkenntnisse über seine Nutzung zu gewinnen.
Für interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich näher über die Funde oder die archäologische Arbeit informieren möchten, steht der LWL-AfW gerne zur Verfügung. Kontakt: Sandra Görtz / sandra.goertz@lwl.org / 0251-591-8946
Insgesamt konnten rund 200 archäologisch bedeutende Befunde dokumentiert werden. Mit Abschluss der Arbeiten wird die Fläche nun wieder verfüllt und für die weitere Erschließung des Neubaugebiets vorbereitet.
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