Stadtentwicklung
Stadt erwirbt mit dem Franziskanerkloster eine prägende Immobilie der Altstadt. Der Orden und die soziale Bindung des Gebäudekomplexes bleiben damit langfristig erhalten.
Die Stadt erwirbt das Franziskanerkloster, die dazugehörende Kirche St. Anna und die Klosterpassage mit drei Ladenlokalen vom Caritasverband Dorsten. Das hat der Rat in einer Sondersitzung am 23. Oktober 2025 mit großer Mehrheit bei einer Gegenstimme in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen. Mit dem Kauf bleibt eines der prägenden Gebäude der Altstadt langfristig für soziale Nutzungen erhalten.Zugleich wird langfristig gesichert, dass der Orden der Franziskaner bis auf Weiteres seinen Standort in Dorsten erhalten kann.
Ob die Klostergemeinschaft mit 500-jähriger Tradition in der Lippestadt verbleiben wird, war Anfang der 2020er Jahre offen. Die Deutsche Franziskanerprovinz verkaufte ihr Dorstener Domizil darum an den Caritasverband, sicherte sich aber zugleich Räume durch einen Mietvertrag. Die Caritas plante damals, das Gebäude nach der möglichen Aufgabe als Kloster für soziale Zwecke nutzen.
Danach haben sich die Rahmenbedingungen geändert: Die Franziskanerprovinz ist an einem längerfristigen Verbleib im Kloster Dorsten interessiert, da dies besonders gut geeignet ist für ältere Brüder, die das Rentenalter bereits erreicht haben, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber noch seelsorgerisch tätig sind. Der Caritasverband hat als bisheriger Besitzer beschlossen, sich wieder von der Immobilie zu trennen. Aufgrund der städtebaulichen und historischen Bedeutung wurde der Gebäudekomplex zunächst nicht auf dem „freien Markt“, sondern zuerst der Stadt Dorsten zum Kauf angeboten.
Nach intensiver Prüfung hat die Verwaltung dem Rat vorgeschlagen, dem Kauf zuzustimmen. Der Beschluss erfolgte in einer Sondersitzung noch des alten Rates, da die Entscheidung ansonsten aufgrund der Komplexität und der anstehenden Aufgaben nach der Kommunalwahl sonst erst im Dezember oder Januar hätte getroffen werden können.
Folgende Nutzungsperspektiven ergeben sich durch den Kauf – bei Erhalt des Klosters:
- Die Klosterkirche wird weiterhin für Gottesdienste, darüber hinaus auch für Kulturveranstaltungen (z. B. Lesungen, Konzerte und Ausstellungen) genutzt werden, die mit der Würde und Widmung des Gebäudes im Einklang stehen.
- Das leerstehende Ladenlokal (ehemals Zeeman) könnte sozial genutzt werden (z. B. Kleiderkammer). Denkbar sind außerdem eine Erweiterung des Kunst- und Kulturzentrums „franz“ oder eine Büronutzung. Eine kommerzielle Vermietung ist grundsätzlich möglich, aufgrund der verhaltenen Nachfrage der vergangenen Jahre bisher aber wenig wahrscheinlich.
- Wenig bis nicht genutzte Räume im Kloster auf verschiedenen Ebenen sowie im Zwischentrakt zwischen Kloster und Klosterkirche können genutzt werden als Tagungsräume (z. B. Vereine), Beratungszimmer (z. B. soziale Angebote) oder Vereinsräume.
- Im Keller sowie im Klostergebäude gibt es geeignete Depoträume, die vom Stadtarchiv genutzt werden könnten.
- In einigen Räumen des Klosters könnten perspektivisch Beratungsdienste und kleinere Einheiten der Verwaltung zentral und bürgernah angeboten werden.
Bürgermeister Tobias Stockhoff dankt dem Rat für die überwältigende Zustimmung zu dieser wichtigen Zukunftsentscheidung für die Stadt Dorsten: „Der Beschluss ist auch ein Zeichen für das gute Miteinander und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Orden der Franziskaner und dem Caritasverband in Dorsten. Dieses Miteinander werden wir konstruktiv und in gegenseitiger Rücksichtnahme auch in der künftigen Nutzung des Klosterkomplexes fortsetzen.“
Pater Johannes Freyer, Guardian des Klosters, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, dass der Franziskanerorden auch in Zukunft eine Heimat in Dorsten haben wird und dass an diesem Standort mit den neuen Nutzungsmöglichkeiten auch die franziskanischen Traditionen fortgesetzt werden und dass Seelsorge, Armenfürsorge, Hilfe auch in schwierigen Lebenslagen und Bildung ein lebendiger Teil und die Seele dieses Hauses bleiben werden.“
Der Gebäudekomplex Franziskanerkloster
Der Orden der Franziskaner ist seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in Dorsten präsent. Über die Prägung des religiösen Lebens hinaus hat sich die Klostergemeinschaft dem Selbstverständnis des Ordens gemäß stets als Diener der Menschen vor Ort gesehen und in diesem Sinne an vielen Stellen kulturell, sozial und im Bildungswesen gewirkt. Unter anderem wurde das Gymnasium Petrinum 1642 von den Franziskanern gegründet.
Die heutige Klosteranlage prägt das Stadtbild an einem markanten, platzartigen Ort in der Dorstener Altstadt und liegt an einer sehr prominenten Stelle der Fußgängerzone. Die Architektur verzichtet bewusst auf eine klare Trennung von Kloster und öffentlichem Raum. Die Passage, die durchgehende Pflasterung und der offene Übergang von der Fußgängerzone zu Innenhof und Klosterpforte integrieren Kloster und Kirche ganz im Sinne der sozialen und religiösen Bedeutung in die Mitte unserer Stadt.
Die Gebäude wurden Ende der 1970er Jahre auf einem Grundstück von gut 2000 Quadratmeter Fläche errichtet und stehen unter Denkmalschutz. Es handelt sich um ein Werk des renommierten Dorstener Architekten Manfred Ludes (1928-2011), der das Kloster gemeinsam mit dem Architekten Hans-Joachim Zschoch entwarf und baute. Der Komplex ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam für Geschichte und Gegenwart der Dorstener Altstadt.
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