Zeitzeuge Sami Steigmann

Holocaust-Überlebender spricht am 23. August im Jüdischen Museum in Dorsten.
Spendenaktion einer Schülerin ermöglicht Besuch in Deutschland.
 

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Sami Steigmann

Zu einem Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Sami Steigmann lädt das Jüdische Museum Westfalen in Dorsten ein am Dienstag, 23. August, um 19 Uhr. Ermöglicht wird dieser Austausch durch die beeindruckende Initiative einer Schülerin aus der Umgebung von Dorsten. Lilian Fee Magdanz hatte den Kontakt zu Steigmann zunächst gesucht für ein Schulprojekt. Schließlich hat die 18-Jährige es durch eine Spendenaktion ermöglicht, dass der Zeitzeuge für zwei Wochen aus New York nach Deutschland kommen kann. Bürgermeister Tobias Stockhoff hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Sami Steigmann, geboren 1939 als Kind jüdischer Eltern in Czernowitz, Hauptstadt der westukrainischen Bukowina, wurde als Säugling in das Arbeitslager Mogilev-Podolsky in der heutigen Ukraine deportiert und wurde dort Opfer von medizinischen Versuchen. Seitdem habe er keinen Tag mehr ohne Schmerzen verbracht erzählt er. Dennoch vertritt er eine besondere Form der Erinnerungs-, Versöhnungs- und Vergebungskultur. Steigmann sieht sich nicht als Opfer, sondern als Überlebender, der selbst entscheiden kann, wie er seine Erlebnisse bewertet und wie er damit umgeht. Sein Lebensmotto lautet „I am not, what happened to me. I am waht I chosse to be.“ Insbesondere jungen Menschen möchte er ein Vorbild sein.

Bei den Recherchen für ein Referat hatte sich Lilian Fee Magdanz intensiv mit dem Holocaust beschäftigt. „Mir war bald klar: Das Thema kann ich nicht allein intellektuell begreifen. Ich muss es mit dem Herzen verstehen. Also habe ich mich auf die Suche nach einem Überlebenden gemacht, der mir von dieser Zeit erzählen kann.“ Durch einige Unterstützung bekam sie die Chance, in einer Videokonferenz mit Sami Steigmann zu sprechen.

Magdanz dachte das Thema über ihr Referat hinaus: Sie hatte festgestellt, dass es kaum noch Zeitzeugen gibt. Und sie empfindet deren Lebenserzählungen nicht als historisch, sondern angesichts von neuer Fremdenfeindlichkeit und wieder aufkeimendem Antisemitismus höchst aktuell und ein notwendiges Gegengewicht. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie die Verantwortung für eine lebendige Erinnerungskultur an uns übergehen kann, die erste Generation, die nicht mehr mit Zeugen des Holocaust sprechen kann“, sagt die Schülerin, die mit einer erfolgreichen Spendenaktion den Deutschland-Besuch von Steigmann ermöglichen konnte. Der Zeitzeuge wird nicht nur im Jüdischen Museum sprechen, sondern auch in zahlreichen Schulen.

Bürgermeister Tobias Stockhoff als Schirmherr: „Die Initiative von Lilian Fee Magdanz ist beeindruckend. Mein Dank gilt aber auch Sami Steigmann, dass er sich auf den Weg zu uns macht, dem Museum und den Schulen, die Gastgeber der Gespräche sein werden, und nicht zuletzt den Spendern, die all dies erst ermöglicht haben.“

Der Abend im Museum und der Austausch mit Sami Steigmann steht unter dem Titel „Für eine neue Erinnerungskultur“, das Gespräch wird auf Englisch geführt. Es wird aber eine deutsche Zusammenfassung geben. Lilian Fee Magdanz: „Gemeinsam können wir überlegen, wie wir die Erinnerung in die Zukunft tragen möchten, damit sich ein solches Verbrechen an der Menschheit nie wieder ereignen kann. Wir sollten zukunftsgewandt auf die Geschichte blicken. Dann sehen wir, wie wir antisemitischen, rassistischen und anderen negativen Tendenzen entgegentreten können. Dann wird das Thema wieder greifbar für Jugendliche. Deshalb ist es für mich wichtig, Sami Steigmann sprechen zu lassen und viele junge Menschen zu erreichen.“

Dr. Kathrin Pieren, Leiterin des Jüdischen Museum: "Es ist in der Tat wichtig, dass wir neue Formen der Erinnerungskultur entwickeln, und auch die jüngeren Generationen Verantwortung für die Zukunft des Gedenkens übernehmen. Wir begrüßen die Initiative von Frau Magdanz daher ganz besonders und freuen uns auf den Abend mit Sami Steigmann und ihr in unserem Haus."

Aufgrund begrenzter Platzzahl wird um Anmeldung gebeten per E-Mail an rezeption@jmw-dorsten.de

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